Objekt des Monats
Juni 2017
Nachtwanderung zum Zentrum der Milchstraße

 
     
  In einer lauen und sternklaren Juninacht beginnt unser Weg im Sternbild Adler. Wir werden dabei auf ein Dutzend Objekte aus drei Kategorien treffen. Der Stern lambda im Schwanz des fliegenden Vogels ist der Ausgangspunkt. Der Stern hat eine Helligkeit von 3,4 mag und ist ein blauer Hauptreihenstern.  
   
 

Die Übersichtskarte zeigt den Himmel Mitte Juni etwa um 1 Uhr, Blick in Richtung Süden.
Wir verlängern den Schwanz des Adlers über den 4,0 mag hellen 12 Aquilae und eta Scuti (4,8 mag im Sternbild Schild) hinaus und gelangen zum offenen Sternhaufen Messier 11.

 
   
 

M 11

Der 5,8 mag helle offene Sternhaufen wurde schon im August 2009 beschrieben und wird auch Wildentenhaufen genannt. Er hat eine Entfernung von 6000 Lichtjahren.  

 

 

 

 

 

 

Bild ESO (europäischen Südsternwarte)

 

Westlich (rechts) vom Sternbild Schild steht das große Sternbild des Schlangenträgers und der Schlange. Rechts oberhalb von M 11 steht der 3,2 mag helle eta Serpentis (Schlange).
Für Beobachter mit äquatorialer Montierung ist es besonderes einfach, das nächste Objekt wie folgt zu finden. Von eta Serpentis schwenken wir 11 Grad in Deklination nach Süden und erreichen den Adlernebel M 16.   

 
 

M 16

 

Bild ESO (europäischen Südsternwarte)

M16 ist ein loser offener Sternhaufen mit ca 25 Bogenminuten Durchmesser. Er enthält 60 Sterne und die hellsten Sterne haben einer Helligkeit von 8,2 mag. Er liegt im "Schwanz" des Adlers.
Cheseaux (1718-1751) und Messier (1730-1817) haben ihn 1748/64  als offenen Sternhaufen entdeckt. Erst im 19. Jahrhundert wurde der schwache Nebel (IC 4703), der sich zwischen den Sternen befindet, wahrgenommen. 
IC 4703 ist ein schwacher Gasnebel und wird wegen seiner Form und Lage auch Adlernebel genannt. Durch seine Größe ist seine Flächenhelligkeit gering. Es fällt daher eher der eingebettete offene Sternhaufen M16 auf.
Der Nebel kann ab 6 bis 8 Zoll Öffnung als schwacher, diffuser Schein zwischen den Sternen beobachtet werden. Ein UHC-Filter lässt ihn viel besser zur Geltung kommen.
Der Nebel ist ein Emissionsnebel, der von den aus ihm entstandenen jungen und heißen Sternen zum Leuchten angeregt wird.  Er besteht hauptsächlich aus Wasserstoff, welcher sich auf Grund der geringen Temperatur zu Wasserstoffmolekülen zusammenschließen konnte. Der ca. 20 Lichtjahre große Nebel enthält Staubsäulen, die bis zu 9,5 Lichtjahre lang sind und an deren Spitze sich neue Sterne befinden. Die undurchsichtigen Partien des Nebels kommt durch Silikat- und Kohlenstoffpartikel zustande. Einige Sterne sind sehr jung, das Alter der jüngsten Sterne wird auf 50.000 Jahre geschätzt.
Der M16 und der Nebel haben eine Entfernung von 7000 Lichtjahren.

   
 

Von M 16 aus setzen wir unseren Weg nach Süden fort. 3 Grad entfernt finden wir einen schwimmenden Schwan, den Schwanen- oder Omeganebel M 17.

 
 

M 17

Der 6,6 mag helle Omeganebel hat eine Ausdehnung von 11 Bogenminuten und eine wesentlich höhere Flächenhelligkeit als M 16. Seine Entfernung beträgt 5500 Lichtjahren. Hier hilft ein Nebelfilter (UHC), die feinen Strukturen zu erkennen.
Ausführlich beschrieben im August 2011.  

 

Nur 1 Grad weiter auf unserem Weg zum Zentrum der Milchstraße befindet sich der offene Sternhaufen M 18.

 
 

M 18

Der 7 mag helle offene Sternhaufen hat zwar eine Winkelausdehnung von 10 Bogenminuten, ist aber durch seine Lage in einer sternreichen Gegend der Sommer-Milchstraße wenig auffällig. Seine Entfernung liegt bei 4080 Lichtjahre.

 

 

 

 

 

 

Bild ESO (europäischen Südsternwarte)

 

Ein Grad (in Deklination) und nur 6 Bogenminuten östlich (links, Rektaszension) liegt der helle Sternhaufen M 25.  

 
 

M 25

Ist ein heller (4,6 mag) und ausgedehnter (32 Bogenminuten) offener Sternhaufen. Auch im Feldstecher ist M 25 sehr schön aufgelöst. Die Entfernung beträgt 2100 Lichtjahre.  

 

 

 

 

 

 

 

Bild Sergio Eguivar

 

Sein nächster Nachbar am Himmel befindet sich 9 Bogenminuten westlich.
Es ist der wenig spektakuläre offene Sternhaufen Messier 23.

 
 

M 23

Die Sternansammlung von etwa 150 Sternen liegt in einem sternreichen Gebiet und ist schon in einem Feldstecher aufgelöst, bei schwacher Vergrößerung erscheint er im Teleskop eindrucksvoll. Der offene Sternhaufen hat eine Entfernung von 2150 Lichtjahren.   

 

Unsere nächste Station ist der helle Gasnebel M 20, der 3 Grad und 20 Bogenminuten südlich von M 23 liegt.  

 
 

M 20

Ist ein heller (6,3 mag) Gasnebel mit einem scheinbaren Durchmesser von 28 Bogenminuten. Durch sein Aussehen hat er den Namen Trifidnebel erhalten, denn er wird von Dunkelwolken dreigeteilt. Der „Mercedes-Stern“, der als Dunkelnebel den Gasnebel teilt, der Im Teleskop bei schwacher Vergrößerung mit Nebelfilter (UHC) besser zu erkennen ist. Auffällig ist der Mehrfachstern im Zentrum des Nebels. Die Komponenten A (7 mag) und C (8,8 mag) haben einen Abstand von 14,6 Bogensekunden. Dieser Stern erweist sich bei höherer Vergrößerung als dreifach Sternsystem mit der zusätzlichen Komponente B (10,6 mag), welche von A 5,4 Bogensekunden getrennt ist. Ab 12“ Öffnung können die restlichen beiden Komponenten des Mehrfachsternsystems (5-fach System) wahrgenommen werden.
Die Entfernung von M 16 beträgt 5200 Lichtjahre. - Bild astrocosmos

 

Am Nordostrand des Gasnebels hängt der offene Sternhaufen M 21.  Er ist nicht sehr auffällig, da er in einem  sternreichen Gebiet liegt und ist deswegen nicht leicht zu erkennen.

 
 

M 21

M 21 ist ein lockerer Sternhaufen aus etwa 50 Sternen und einigen helleren, die in einem Durchmesser von 13 Bogenminuten angeordnet sind. Die gesamte Helligkeit des Sternhaufens beträgt 5,9 mag und die Entfernung 4250 Lichtjahre.  

 

Bild wikimedia

 

Bereits 1 Grad und 20 Bogenminuten südlich von M 20 finden wir den hellen Lagunennebel, M 8.  

 
 

M 8

M 8 wird auch Lagunennebel genannt.
Der Gasnebel aus Emissions- und Reflexionsnebeln wird durch eine Dunkelwolke von nordost nach südwest halbiert.
Der westliche Teil wird von zwei hellen Sternen dominiert, die 3 Bogenminuten Abstand haben. Einer davon ist der 5,9 mag helle 9 Sagittarii.
Der östliche Teil beherbergt den offenen Sternhaufen NGC 6530, der einen Durchmesser von zehn Bogenminuten besitzt. Der offene Sternhaufen scheint noch sehr jung zu sein, da er 18 T-Tauri Sterne unter seinen Mitgliedern hat.
Die T-Tauri Sterne sind noch instabile, variable Sterne, die kurz vor dem Erreichen ihrer stabilen Phase stehen. Das Alter von NGC 6530, der als einer der jüngsten offenen Sternhaufen gesehen wird, schätzen die Astronomen auf nur wenige Millionen Jahren.

Bild ESO (Europäischen Südsternwarte)
 
  Die Helligkeit des Nebels beträgt 6,0 mag. Er erstreckt sich über 60 mal 40 Bogenminuten. Die Entfernung des Nebels beträgt 5200 Lichtjahre.
 
 

Von dem Gasnebel machen wir einen Abstecher nach Osten, 5 Grad zum Kugelsternhaufen M 22. Die bisher besuchten Objekte sind zwischen 2150 und 7000 Lichtjahren von uns entfernt. Sie liegen alle in der Scheibe der Milchstraße. Unser nächstes Objekt ist jedoch 10400 Lichtjahre entfernt, es befindet sich im Halo unserer Galaxie. Die Kugelsternhaufen umgeben Galaxien in einer Kugelschale. M 22 muß also hinter Scheibe der Milchstraße liegen und sein Licht macht den weiten Weg durch die ganze Milchstraßenscheibe. Deswegen sind in der Milchstraße kaum Kugelsternhaufen zu finden.  

 
 

M 22

Der 5,5 mag helle Kugelsternhaufen hat einen Durchmesser von 32 Bogenminuten. Er steht in Richtung des Milchstraßenzentrums, 2° nordöstlich des Sterns Lambda Sagittarii. M22 ist der hellste von Europa aus sichtbare Kugelsternhaufen, steht allerdings tief am Südhimmel. Mitte Juni kulminiert er um 2:15 Uhr in 18 Grad Höhe über dem Horizont. Schon mit bloßem Auge als sternartiges Objekt sichtbar, ist er im Teleskop ein attraktives Objekt und fast so prächtig wie der bekannte Herkuleshaufen M13. Er besteht aus rund 80.000 Sternen. Seine Entfernung beträgt 10400 Lichtjahre.

 

Bild Hunter Wilson

 

Von M 22 führt unser Weg zunächst zurück zu M 8, dann 50 Bogenminuten darüber hinaus (in Rektaszension) und 8 Grad nach Süden (in Deklination) zum offenen Sternhaufen M 6. Wir befinden uns jetzt im Sternbild Skorpion. Wir schlagen einen leicht gekrümmten Weg von M 21 über M 20 hinaus über den 4,6 mag hellen 3 Sagittarii zu M 6. Unterwegs überqueren wir Sagittarius A, ein rotes X markiert die Position.
M 6 und M 7 sind mit die hellsten offenen Sternhaufen am Himmel.

 
 

M 6

am Schwanz des Skorpions gelegen, kann schon mit bloßem Auge als Nebelfleckchen gesehen werden. In Teleskopen mit etwa 50-facher Vergrößerung passt der zentrale Teil, mit seinen 25 Bogenminuten Durchmesser, knapp ins Gesichtsfeld. Die Form der Sternkonstellation erinnert an einen Schmetterling, so wird der 4,2 mag helle offene Sternhaufen auch Schmetterlingshaufen genannt. Der Sternhaufen hat eine scheinbare Gesamtausdehnung von 33 Bogenminuten, enthält 80 Sterne und ist ca. 1600 Lichtjahre von der Erde entfernt. Er ist in Mitteleuropa nur schwer zu beobachten, aber in südlichen Breiten ein auffälliges Objekt. Die meisten Mitglieder dieses Haufens sind heiße, blaue Sterne der Spektralklasse B. Aber das hellste Mitglied ist BM Scorpii, ein orange bis roter Riesenstern mit einer scheinbaren Helligkeit von 6,0 mag. Der Pulsationsveränderliche hat eine Entfernung von 815 Lichtjahren, steht also vor M 6.

Bild Ole Nielson
 

Wir können noch einen kleinen Ausflug zum offenen Sternhaufen M 7 machen. Er liegt 2 Grad südöstlich von M 6, ebenfalls im Sternbild Skorpion.  

 
 

M 7

Dieser offene Sternhaufen kann ebenfalls, mit seiner Helligkeit von 3,3 mag, schon mit bloßem Auge gesehen werden. Er ist mit seinen 20 hellsten Sternen, die alle heller als 9 mag sind, noch prächtiger als M 6.  
M 7 befindet sich im Ostteil des Skorpion nördlich von Lesath  (ypsilon Scorpii, 2,7 mag) mit einer Ausdehnung von 80'. Der Haufen befindet sich etwa 800 Lichtjahre entfernt in Richtung des galaktischen Zentrums. Er besteht aus rund 100 Sternen und hat einen Durchmesser von ca. 25 Lichtjahren. Schon im Jahr 130 erwähnte der Mathematiker und Astronomen Claudius Ptolemäus diesen Sternhaufen als Erster, deswegen wird er auch Ptolemaeus Sternhaufen genannt. Er ist in Mitteleuropa nur schwer zu beobachten, denn er kulminiert Mitte Juni um 1:30 Uhr in nur 7,5 Grad über dem Horizont. M7 ist das südlichste Objekt im Messier-Katalog.

 

 

Bild ESO (Europäischen Südsternwarte)

 

Das Zentrum der Milchstraße liegt 3 Grad nördlich von M 6, auf der Grenze der Sternbilder Schütze, Schlangenträger und Skorpion. Es ist durch die Radioquelle Sagittarius A markiert, die bereits im September 2014 beschrieben wurde.  

Wie haben auf unserer Wanderung durch die Milchstraße zu ihrem Zentrum viele Stadien der Sternentstehung gesehen: Zuerst ist der Gasnebel in dem sich vereinzelte Sterne gebildet haben (M20), dann werden es immer mehr Sterne, bis ein offener Sternhaufen in dem Nebel zu erkennen ist (M8). Immer mehr Gas, Nebel, wird zu Sternen „verarbeitet“ (M16). Bis nur noch der Sternhaufen existiert (M11).
Die Sterne in dem offenen Sternhaufen haben eine Eigenbewegung. Je kleiner der Sternhaufen ist, umso schneller wird er von seinen Mitgliedern verlassen und löst sich auf (M23 àM25).