Objekt des Monats
Juni 2010
Protuberanzen

         
 

Bis ins letzte Jahrhundert konnte man nur Strukturen direkt auf der Sonne beobachten. Es waren Sonnenflecken, Gebiete in denen Magnetfelder den heißen Gasfluß aus Tiefe stören und diese Bereiche abkühlen lassen.
Erst seit 1939 konnten die Astronomen mit speziellen Teleskopen Vorgänge außerhalb der Sonnenscheibe beobachten. Zu diesen Vorgängen gehören Materie – Auswürfe, verursacht durch Magnetfeldstörungen, die man als helle Wolken, den Protuberanzen, beobachten kann.

   

Die Protuberanzen auf der Sonne können mit folgenden Spezialverfahren beobachtet werden:

  • Bei einer totalen Sonnenfinsternis, wenn der Mond die Sonnenscheibe vollständig bedeckt. Sie überstrahlt dabei nicht die Protuberanzen, die über den Sonnenrand hinaus ragen und dann vor dem dunklen Hintergrund zu sehen sind.
  • Mit einem Koronograph, der 1939 von Bernhard Lyot entwickelt wurde. Das ist ein Fernrohr, in dem mit einer Kegelblende die Sonne abgedeckt und eine Sonnenfinsternis simuliert wird.
  • Mit speziellen Filtern, die nur Licht des Wasserstoffs (H-alpha Linie) durchlassen und das restliche Licht blockieren. Da mit diesen Filtern die Emissionslinie alpha des Wasserstoffs herausgefiltert wird, werden sie H-alpha Filter genannt. Diese Filter sind so selektiv, dass das restliche Licht zu 99,98% geblockt wird. Die Technik zur Herstellung dieser Filter wurde erst in den letzten 2 Jahrzehnten entwickelt und somit für die Astronomie verfügbar. 
 

Sonnenfinsternis am
11. August 1999

  Aufnahme von der Sonnen-Sonde SOHO mit dem Koronograph LASCO vom 4.1.2002
 

Im Folgenden soll, als Beispiel, der H-alpha Filter der Sternwarte Eberfing beschrieben werden.
Es wurde zusammen mit Herrn Lille speziell entwickelt. Im Gegensatz zu handelsüblichen Filtern, die manchmal nur 140 mm Öffnung haben, weist dieses System den Vorteil von 200 mm Öffnung auf und mit entsprechend höherer Auflösung beobachten zu können.
Vor das Fernrohrobjektiv wird ein Schutzfilter (Rotglas 630) mit Infrarotschutzschicht montiert. Nach dem Teleskop-Brennpunkt wird eine Optik eingesetzt, die das Licht parallel zur optischen Achse macht (Telezenter). In diesem parallelen Licht arbeitet nun der Etalon-Filter mit 50 mm Durchmesser (entspricht bei 6 m Brennweite 15´ Gesichtsfeld), der das H-alpha Licht 0,07 nm herausfiltert. Anschließend geht das Licht durch zwei Filter, die das Auge schützen (BG 39 und IR) sowie einen zweiten H-alpha Filter mit 6 nm Halbwertsbreite, um die Nebenordnungen (nicht gewünschte Durchlaßstrahlung) des Etalons zu blocken. Schliesslich kommt das Okular, mit dem das H-alpha Bild der Sonne beobachtet werden kann.